Wenn ich Besuch bekomme und jemand zum ersten Mal meine Vogelspinnen sieht, erlebe ich fast immer dieselbe Reaktion: erst ein erschrockenes „Oh Gott!“, dann ein neugieriges „Wow, die sind ja beeindruckend!“. Genau das ist es, was mich schon lange an diesen Tieren fasziniert – sie vereinen Respekt und Schönheit in einer einzigartigen Weise.

Sie "bombardieren"

Sie sind keine Monster, wie sie manchmal beschrieben werden. Filme, Mythen und Übertreibungen haben dazu geführt, dass Menschen sie meiden und Angst vor ihnen haben. In Wirklichkeit sind sie aber meist ruhige, zurückhaltende Tiere, die den Kontakt mit Menschen eher meiden. Ihre Drohgebärden – hoch erhobene Vorderbeine, aufgestellter Körper – sehen zwar imposant aus, sind aber in erster Linie ein „Bleib mir fern“. 

 

Meine Vogelspinnen gehören zu den sogenannten „Bombardierspinnen“. Das sind Arten, die bei Gefahr ihre feinen Brennhaare vom Hinterleib wegschleudern können. Ein winziges, aber äußerst effektives Abwehrsystem, das sie in der Natur vor Fressfeinden schützt und sehr effektiv ist. 

Mit kräftigen Hinterbeinbewegungen wirbeln sie ganze Wolken winziger Haare in die Luft. Diese setzen sich auf der Haut fest, können jucken oder brennen und sind im Auge besonders unangenehm.

 

Für mich als Halter heißt das: Vorsicht beim Hantieren im Terrarium – und immer Respekt vor dem Tier. 


Vogelspinne Bombardierspinne mit vielen Haaren im Terrarium in Lauerstellung

Haltung und Einrichtung

Ein artgerechtes Terrarium ist entscheidend. Bombardierspinnen sind meist Bodenbewohner. 

Ein Unterschlupf wie eine Korkröhre oder eine selbstgegrabene Höhle wird fast immer angenommen. Wichtig sind außerdem:

  • Das richtige Klima: Je nach Art unterschiedliche Temperatur- und Feuchtigkeitsbereiche.

  • Ruhe: Laute Geräusche und Erschütterungen stressen die Tiere.

  • Futter: Heimchen, Schaben oder Grillen reichen völlig aus – und das Beobachten beim Jagen ist ein echtes Highlight.

Trotz ihrer Abwehrtechnik sind meine Bombardierspinnen erstaunlich ruhige Tiere. Die meisten sitzen den Tag über in ihren Verstecken oder am Eingang ihrer Höhlen. Erst in den Abendstunden werden sie aktiv und gehen auf Beutejagd. Das Beobachten ist jedes Mal spannend: wie sie blitzschnell zuschnappen, Beute fixieren und dann in Ruhe verzehren. Ja und dazu setzt sie ihre kräftigen Giftklauen ein - Richtig gelesen, Gift!  

  • Das Gift lähmt das Beutetier innerhalb weniger Sekunden bis Minuten.

  • Gleichzeitig beginnt es, die inneren Organe und das Gewebe zu zersetzen.

  • Die Spinne kann dann die verflüssigte Nahrung aufsaugen – so ähnlich wie mit einem Strohhalm.

Die Häutung meiner Spinnen

Wenn eine meiner Spinnen sich zur Häutung bereitmacht, merke ich es schon Tage vorher: Sie zieht sich zurück, frisst nichts mehr und bleibt oft bewegungslos in ihrer Höhle oder auf ihrem Platz liegen. Für Außenstehende sieht das manchmal besorgniserregend aus – aber für mich ist es das sichere Zeichen: Es steht eine Häutung bevor.

Der eigentliche Prozess ist unglaublich:

  • Die Spinne legt sich meist auf den Rücken oder seitlich hin.

  • Dann reißt sie die alte Haut am Carapax (dem oberen Rückenpanzer) auf.

  • Stück für Stück arbeitet sie sich aus der alten Haut heraus – Beine, Kieferklauen, sogar die feinen Haare.

Das Ganze kann Minuten bis mehrere Stunden dauern. Danach liegt neben der Spinne eine perfekte „Kopie“ ihres Körpers! 

 Deshalb heißt es für mich: absolute Ruhe, kein Füttern, keine Störungen. Erst nach einigen Tagen bis Wochen ist die Spinne wieder ganz „sie selbst“.

Haut einer Spinne nach Häutungsvorgang - als wäre es ein Duplikat

Artenvielfalt

Es sind Schönheiten, die im Terrarium eine besondere Atmosphäre schaffen.

  • grammostola vagans (Mexikanische Rotbein-Vogelspinne) hin. Typisch: schwarzer Körper, samtig und mit rotbraunem „Bürstenfeld“ auf dem Hinterleib.
  • brachypelma hamorii oder brachypelma smithi (Mexikanische Rotknie). Diese Art ist eine der bekanntesten Vogelspinnen, robust, farbenfroh und recht ruhig.
  • grammostola porteri oder grammostola rosea die bekannten Chile-Vogelspinnen.

Um nur ein paar zu nennen......

Respekt statt Angst!

Für mich sind meine Bombardierspinnen faszinierende Tiere, die Respekt verdienen. Ihre Verteidigungsstrategie wirkt vielleicht einschüchternd, ist aber nichts anderes als ein cleverer Schutzmechanismus. Mit der richtigen Haltung und einem achtsamen Umgang zeigen sie ihre wahre Seite: ruhige, wunderschöne Tiere, die ein Stück Natur in die eigenen vier Wände bringen.

 

Es ist immer wieder ein Erlebnis: Kaum erzählen die Nachbarskinder, dass ich Vogelspinnen halte, wollen sie unbedingt einen Blick in die Terrarien werfen. Ihre Augen leuchten, sie drücken sich neugierig an die Glasscheibe - ohne Angst und mit viel Faszination!